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© Dr.H.G.Schulz - mit freundlicher Unterstützung durch Portal Internet GmbH |
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Konservative Therapie der
Refluxerkrankung:
Allgemeine Maßnahmen: - keine späten Mahlzeiten (letzte Mahlzeit
18.00 Uhr) - diätetische Maßnahmen: Wenig fettige
Speisen, Verzicht auf Weißwein/Sekt, Nikotinabstinenz, etc. ... - Reduzierung einer bestehenden
Übergewichtigkeit - Erhöhung des Bettendes/des ganzen Bettes
zur Oberkörperhochlagerung - Kritische Überprüfung der bestehender
Begleitmedikation (Bluthochdruckmedikamente (?), Schlaftabletten (?),
Theophyllin (?) etc...)
Medikamentöse Therapie Einleitung Das Ziel der medikamentösen Therapie ist
die Reduzierung der aggressiven Magensaftkomponenten, die als Refluat
immer wieder Kontakt mit der Speiseröhrenschleimhaut bekommen und dort
zu Entzündungen führen. Grundsätzlich kann man zwei verschiedene
Gruppen von Medikamenten unterscheiden: 1) Säurebindende Medikamente: Sie
neutralisieren die bereits gebildete Säure (Antacida) 2) Medikamente, die die Bildung der Säure
des Magens reduzieren/verhindern. In dieser Gruppe gibt es verschiedene
Substanzgruppen (Anticholinergika, Antihistaminika und
Protonenpumpeninhibitoren) Antacida Antacida sind die am längsten bekannten
Präparate zur Behandlung der Refluxerkrankung. Das älteste Präparat ist
das Natron. Die Pufferwirkung der Substanz besteht
darin, das sie die Säure neutralisiert. Natron hat jedoch nur eine
kurzfristige Pufferwirkung, so daß den neueren Präparaten weitere
chemische Puffersubstanzen hinzugefügt wurden, die die Wirkdauer
erhöhen. Zwei typische chemische Substanzen sind
das Aluminiumhydoxid und das Magnesiumhydroxid, wobei sich
Schichtgittersubstanzen empfehlen, die zu einer verzögerten Freisetzung
des Aluminiums und somit zu einer längeren Wirkdauer führen. Die Antacida sind für den Einsatz bei
kurz andauernden Beschwerden geeignet, die sporadisch auftreten. Als
Dauertherapie bei einer echten chronischen Refuxerkrankung, bei der
täglich Symptome auftreten und/oder aber eine chronische Entzündung der
Speiseröhre vorliegt, sind diese Präparate eher ungeeignet: Gründe: a) Die Präparate haben nur eine kurze
Pufferwirkung, so dass bei einer ständigen Neuproduktion der Säure im
Magen kein langanhaltender Schutz der Speiseröhre gewährleistet werden
kann. b) Antacida können bei dauerhafter Einnahme Verstopfung verursachen. c) Aluminium steht im Verdacht,
Gehirnschäden zu verursachen (Alzheimer). Der Zusammenhang ist nicht
eindeutig belegt, es gibt aber Indizien hierfür. Da viele frei
verkäufliche Antacida Aluminium enthalten und bei jeder Einnahme
geringe Mengen des Aluminiums im Körper aufgenommen werden, könnten
diese Substanzen bei einerDaueranwenung potentiell Risiken bergen. Anticholinergica Diese Präparate greifen zwar in den
Säurestoffwechsel der Zelle ein, werden aber aufgrund der geringeren
Wirksamkeit bei vergleichsweise hohen Nebenwirkungsrate nicht mehr zur
Therapie der Refluxerkrankung eingesetzt H2-Blocker (Antihistaminika) Antihistaminika waren vor Einführung der
Protonenpumpenhemmer die Standard-Medikamentengruppe zur Therapie der
Refluxerkrankung. Diese Präparate greifen durch Blockierung des
Histaminrezeptors in den Zellstoffwechsel der säureproduzierenden
Magenzelle ein und reduzieren so die Produktion der Säure (die
Mediatorsubstanz Histamin fördert die Säureproduktion). Da >60% der täglichen gebildeten Säuremenge nachts
produziert werden, werden diese Präparate sinnvollerweise am Abend
eingenommen. Protonenpumpeninhibitoren
(PPI) Die Substanzgruppe der
Protonenpumpeninhibitoren (PPI) gilt heute als das Medikament der
Wahl bei Vorliegen einer chronischen Refluxerkrankung. Diese
Präparate greifen direkt dort an, wo die Säure produziert wird, an der
"Säurepumpe des Magens" (Protonenpumpe). Die Blockierung ist so effektiv, daß es in
mittlerer Dosierung zu einer nahezu 100%igen Suppression der
Säurebildung kommt. Aber auch die PPI sind nicht nebenwirkungsfrei: Bei langjähriger Dauereinnahme kommt es
zu Störungen im Knochenstoffwechsel (Osteoporoserisiko steigt),
teilweise kommt es zu Vitaminresorptionsstörungen (Vit B12) und zu
bakteriellen Fehlbesiedlungen des oberen Verdauungstraktes. Wie wird eine Refluxerkrankung am sinnvollsten medikamentös behandelt: Bei der Behandlung muss man verschiedene Aspekte im Blick haben: - (a) Die PPI-Dosis, die ein Betroffener braucht, um eine
Entzündung von der Speiseröhre fern zu halten und beschwerdefrei zu
sein, ist individuell verschieden. Es gibt Betroffene, die mit einer
Tabletteneinnahme "bei Bedarf" (=bei Auftreten von Sodbrennen)
ausreichend behandelt sind und wieder andere, die regelmäßig die
4-fache Tagesdosis benötigen, um beschwerdefrei zu sein. - (b) Die benötigte PPI-Dosis kann im Verlauf der Akutbehandlung
sinken. Das liegt daran, dass die Pumpwelle der Speiseröhre
(=Reinigungsfunktion der Speiseröhre) bei Vorliegen einer Entzündung
herab gesetzt ist und diese Reinigungsschwäche eine Teilursache der
Refluxerkrankung darstellen kann. Heilt die Enzündung ab, verbessert
sich die Pumpwelle (=Reinigungsfähigkeit der Speiseröhre) und es werden
in vielen Fällen geringere PPI-Dosis benötigt, um neue
Entzündungen/Symptome zu verhindern. Aus diesem Grund wird die sog. Step-Down-Therapie angewendet (s.u.). - (c) die Säureblockade muss so effektiv sein, dass die
Speiseröhre zuverlässig geschützt wird (=es darf also nicht
unterdosiert werden). - (d) die Dosis der Säureblocker sollte auf Grund der potentiellen Nebenwirkungen aber so niedrig wie möglich gehalten werden. - (e) Säureblocker wirken nicht im
direkten Kontakt mit der Magenschleimhaut ! Das Medikament muss erst im
Dünndarm aufgelöst und ins Blut aufgenommen werden. Über den Blutweg
gelangt der Wirkstoff dann zur Säurepumpe in der Magenschleimhaut.
Hierfür braucht der Körper 30-45min. - (f) Der PPI wirkt nur an der aktiven Säurepumpe. Zellen, die sich im Ruhemodus befinden, werden nicht blockiert. Welche praktischen Schlussfolgerungen zieht man nun aus diesen Aspekten: 70% aller Reflux-Patienten sind mit diesem medikamentösen Regime zufriedenstellend behandelbar. Bleiben Symptome trotz Medikamenteneinnahme bestehen, kann das verschiedene Ursachen haben: a) Neben der medikamentösen Therapie (vorallem PPI) sind die
o.g. "Allgemeinen Maßnahmen" sehr wichtig - die additive Wirkung wird
häufig unterschätzt. b) Aufnahmestörung des PPI / zu schneller Abbau durch die Leber c) Auch andere Bestandteile des Refluates können die Speiseröhre schädigen , bzw. zu Symptomen führen (z.B. Gallenflüssigkeit). Auch wenn die Säure effektiv beseitigt ist, können diese anderen Komponenten weiterhin zu Symptomen führen. Ist dies der Fall, kann dies i.d.R. nur durch eine operative Rekonstruktion des Ventils am Mageneingang behoben werden (LINK). d) Symptome außerhalb der Speiseröhre sprechen erfahrungsgemäß
deutlich schlechter auf die Säureblocker an, als das Sodbrennen selbst.
Insbesondere Betroffene, bei denen der Mageninhalt "im Schwall nach
oben kommt" (sog. Volume-Refluxer), Patienten mit säurebedingten
Halsentzündungen oder refluxinduziertem Asthmaleiden sprechen wenig gut
auf die PPI-Behandlung an. Auch hier kann eine der operativen
Behandlungsoptionen einen effektiven Ausweg bieten (LINK). Medikamente im Vergleich (Heilungsraten
der verschiedenen Substanzgruppen) Vergleich
Symptombesserung/Heilungsraten Operation versus Medikamente
Da die Magensäure eines der wichtigsten
aggressiven Komponenten des Magensaftes darstellt, greifen nahezu alle
Medikamente in diesem Bereich ein.
Durch diese
Präparate kann die Säureproduktion deutlich gesenkt, aber nicht
vollständig verhindert werden. In mittlerer Dosierung beträgt die
Säuresuppression ca 50%. Die Präparate dieser Substanzgruppe besitzen
eine gute Wirksamkeit und Effektivität bei leichten Formen der
Refluxerkrankung, sind aber im Vergleich mit der Substanzgruppe der
Protonenpumpenhemmern deutlich weniger wirkungsvoll in der Unterdrückung der
Säureproduktion.
Um die notwendige Dosis so gering wie möglich zu halten, sollte der
Säureblocker im Tagesverlauf gezielt zu bestimmten Tageszeiten
eingenommen werden (Grund (e) und (f)). Der morgendlichen Dosis kommt
dabei die größte Bedeutung zu: In den meisten Fällen wird das Präparat
auf nüchternen Magen morgens direkt nach dem Aufstehen eingenommen und
mit dem Frühstück 30-45min gewartet. Der Reiz zur Säureproduktion
(=Frühstück) sollte nicht fehlen (siehe (f)).
Bei doppelter Tagesdosis kann die gesamte Dosis morgens eingenommen
werden, bei 4-facher Tagesdosis wird die Gesamtdosis auf morgens und
abends verteilt. Auch für die abendliche Dosis wären die Bedingungen
"Einnahme auf nüchternen Magen" und "Wartezeit danach bis zum Essen"
wünschenswert - im Alltag ist das aber nicht immer in dieser Form
umsetzbar.
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