Erneute Stenose (Einengung)
des Mageneingangs nach einer Myotomie (Achalasie)
Grundsätzlich kann sich die
Speiseröhre nach einer zunächst erfolgreichen Myotomie (operativen
Muskelspaltung) wieder verengen. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei ca.
10% nach der Operation (nach einer Dilatation tritt die Enge bei 50%
der Patienten wieder auf).
Im Falle des erneuten Auftretens von Schluckstörungen muss
jedoch genau differenziert werden, welche Ursache der erneuten
Verengung der Speiseröhre zugrundeliegt. Es gibt prinzipiell zwei
Möglichkeiten:
1) Reflux
In wenigen Fällen führt die Myotomie durch die Schwächung des
Mageneingangs zu einem erheblichen Reflux von Mageninhalt in die
Speiseröhre. Das generelle Refluxrisiko liegt bei unter 10%, wobei sich
nur ganz selten ein Reflux entwickelt, der zur Einengung des
Mageneingans führt.
Die Säure des Magens kann dann im Bereich der
Speiseröhrenschleimhaut zu akuten/chronischen Entzündungen führen, die
eine "entzündliche" Verengung der Speiseröhre nach sich zieht. Diese
entzündliche Verengung macht sich dann auch in Form von
Schluckstörungen bemerkbar. In diesem Fall hilft bei vielen Betroffenen
die Einnahme von Säureblockern (Protonenpumpeninhibitoren), ohne das
eine erneute operative Intervention erforderlich ist.
2) Muskuläre/narbige
Wiederverengung
Gründe für nicht refluxbedingte Stenose (Enge)
a) Manschette
Eine mögliche Ursache für ein Wiederauftreten der
Stenose/fortbestehende Schluckstörungen nach Myotomie kann eine zu eng
gewählte Manschette sein. Viele Chirurgen kombinieren auch heute noch
die Myotomie mit der 360°-Nissen-Fundoplikatio, die in 75% der Fälle zu
erneuten Schluckstörungen führen kann. Aus diesem Grund ist die
Kombination der Myotomie mit der Nissen-Manschette im Falle einer
Achalasie bei der Primäroperation nicht optimal.
Im Falle einer bereits durchgeführten Operation kann hier in
vielen Fällen durch eine operative Umwandlungsoperation geholfen
werden. Hierbei wird die Nissenmanschette auf der Vorderseite geöffnet
und zu einer hinteren Halb-Manschette (Hemi-Fundoplikatio nach Toupet)
umgewandelt. Diese Umwandlung kann mit einer erneuten Myotomie - soweit
erforderlich - kombiniert werden.
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Zustand nach Heller-Myotomie in
Kombination mit einer Nissen-Manschette
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Zustand nach Umwandlung in eine
Halbmanschette (Toupet)
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b) narbige Einengung / nicht ausreichende Vor-Myotomie
Narben und eine nicht ausreichende Muskelspaltung bei der
Erst-Operation kann ebenfalls zum Wiederverschluss des Mageneingangs
führen.
In diesen Fällen gibt es verschiedene OP-Alternativen, die
jeweils Vor- und Nachteile mit sich bringen:
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Re-Myotomie
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TSE (Cardiaplastik)
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Merendino-OP
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OP-Skizze‚‚
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OP-Erklärung
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Entweder kann in diesen Fällen die
bestehende Myotomie verlängert werden oder: es wird eine komplett neue
Myotomie wenige Millimeter rechts von der bestehenden Myotomie
durchgeführt
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In diesen Fällen wird der Fundus
(Magenkuppel) mit einem Klammernahtgerät zur Speisröhre hin geöffnet,
wobei die Schließmuskelfunktion damit sehr stark geschwächt wird. Der
Vorteil dieser OP-Technik liegt darin, dass dieser Eingriff technisch
wenig anspruchsvoll ist, per Bauchspiegelung durchgeführt werden kann
und damit relativ wenig Risiken für die OP/die direkte nachoperative
Phase in sich birgt.
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In diesen Fällen wird der untere Anteil
der Speiseröhre und der obere Teil des Magens entfernt. Die fehlende
Strecke wird durch eine ausgeschaltete und dazwischen gesetzte
Dünndarmschlinge ersetzt. Der Vorteil dieser OP liegt darin, dass mit
an Sicherheit Grenzender Wahrscheinlichkeit nachoperativ keine Reflux
in die Speiseröhre entstehen kann.
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Zugang in den Bauch
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MIC (selten:Schnitt-OP)
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MIC
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Schnitt-OP
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Reflux-Risiko
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moderat
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hoch
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niedrig
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Erfolg der PPI-Therapie
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90%
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90%
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keine Therapie nötig
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OP-Risiko
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moderat
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gering
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Risiko für Wundheilungsstörung für
Nahtstelle zwischen Speiseröhre und Dünndarmschlinge relativ hoch
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Welche OP-Form in welcher Situation ?
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Bei allen Re-Stenosen sollte eine
Re-Myotomie als OP-Form der ersten Wahl angestrebt werden. Grund: Die
bestehende Anatomie wird kaum verändert, so dass bei unerwünschten
Nebeneffekten durch die OP noch weitere operative Optionen offen stehen.
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Starke Vernarbungen der
Speiseröhre+/-Magens auf Höhe des Zwerchfells können dazu führen, dass
diese OP-Form notwendig wird.
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Diese OP-Form kann in folgenden
Situationen relevant werden: -starke Vernarbungen (siehe TSE), -Zustand
nach bereits durchgeführter TSE mit Reflux, - Zustand nach Myotomie mit
massivem, konservativ nicht beherrschbarem Reflux
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Erfolgsrate für Dysphagie
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80%
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hohe Erfolgsrate wahrscheinlich**
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hohe Erfolgsrate wahrscheinlich**
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Legende: TSE - transgastrale
Stapler-Ösophagofundostomie; Jejunum-Interponat - zwischengeschaltete
Dünndarmschlinge; MIC - Bauchspiegelung/Laparoskopie; PPI -
Protonenpumpenhemmer (Tabletten, die die Magensäureproduktion
stilllegen) ; Dysphagie - Schluckstörung ; ** - beide OP-Verfahren
gelten bei der Achalasie (noch) nicht als Routine-Verfahren. Die TSE
wurde 2004 als Technik beschrieben und im eigenen Krankengut bislang an
einem Patienten sehr erfolgreich (!) durchgeführt. Die
Merendino-Operation wird seit vielen Jahren vorallem bei Patienten mit
lokal beschränkten Karzinomen des Mageneingangs durchgeführt.
Grundsätzlich: Wiederholungseingriffe nach bestehenden
Voroperationen sind bei Achalasie-Betroffenen ausgesprochen
anspruchsvoll und bedürfen einer großen Erfahrung des Operateurs ! Die
Wahl der anzuwendenden Technik ist für jeden Patienten individuell sehr
verschieden. In vielen Fällen kann erst während der OP entschieden
werden, welches Verfahren für den jeweils Betroffenen sinnvoll ist.
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