Achalasie

Achalasie

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Version 5.2 vom 02.09.2006

Achalasie , Cardiospasmus , Cardiaspasmus, Nichtkardialer Brustschmerz , Schluckstörungen , Dysphagie , Laparoskopie , Minimal invasive Chirurgie , Schlüssellochchirurgie , Diffuser Ösophagusspasmus , DES , Nußknackerösophagus , Chirurgie, Klinik , GERD, Magenschmerzen , H.G.Schulz


    

Erneute Stenose (Einengung) des Mageneingangs nach einer Myotomie (Achalasie)

Grundsätzlich kann sich die Speiseröhre nach einer zunächst erfolgreichen Myotomie (operativen Muskelspaltung) wieder verengen. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei ca. 10% nach der Operation (nach einer Dilatation tritt die Enge bei 50% der Patienten wieder auf).

Im Falle des erneuten Auftretens von Schluckstörungen muss jedoch genau differenziert werden, welche Ursache der erneuten Verengung der Speiseröhre zugrundeliegt. Es gibt prinzipiell zwei Möglichkeiten:

1) Reflux

In wenigen Fällen führt die Myotomie durch die Schwächung des Mageneingangs zu einem erheblichen Reflux von Mageninhalt in die Speiseröhre. Das generelle Refluxrisiko liegt bei unter 10%, wobei sich nur ganz selten ein Reflux entwickelt, der zur Einengung des Mageneingans führt.

Die Säure des Magens kann dann im Bereich der Speiseröhrenschleimhaut zu akuten/chronischen Entzündungen führen, die eine "entzündliche" Verengung der Speiseröhre nach sich zieht. Diese entzündliche Verengung macht sich dann auch in Form von Schluckstörungen bemerkbar. In diesem Fall hilft bei vielen Betroffenen die Einnahme von Säureblockern (Protonenpumpeninhibitoren), ohne das eine erneute operative Intervention erforderlich ist.

2) Muskuläre/narbige Wiederverengung

Gründe für nicht refluxbedingte Stenose (Enge)

a) Manschette

Eine mögliche Ursache für ein Wiederauftreten der Stenose/fortbestehende Schluckstörungen nach Myotomie kann eine zu eng gewählte Manschette sein. Viele Chirurgen kombinieren auch heute noch die Myotomie mit der 360°-Nissen-Fundoplikatio, die in 75% der Fälle zu erneuten Schluckstörungen führen kann. Aus diesem Grund ist die Kombination der Myotomie mit der Nissen-Manschette im Falle einer Achalasie bei der Primäroperation nicht optimal.

Im Falle einer bereits durchgeführten Operation kann hier in vielen Fällen durch eine operative Umwandlungsoperation geholfen werden. Hierbei wird die Nissenmanschette auf der Vorderseite geöffnet und zu einer hinteren Halb-Manschette (Hemi-Fundoplikatio nach Toupet) umgewandelt. Diese Umwandlung kann mit einer erneuten Myotomie - soweit erforderlich - kombiniert werden.

 

Zustand nach Heller-Myotomie in Kombination mit einer Nissen-Manschette

Zustand nach Umwandlung in eine Halbmanschette (Toupet)

b) narbige Einengung / nicht ausreichende Vor-Myotomie

Narben und eine nicht ausreichende Muskelspaltung bei der Erst-Operation kann ebenfalls zum Wiederverschluss des Mageneingangs führen.

In diesen Fällen gibt es verschiedene OP-Alternativen, die jeweils Vor- und Nachteile mit sich bringen:


Re-Myotomie
TSE (Cardiaplastik)
Merendino-OP

OP-Skizze‚‚

OP-Erklärung

Entweder kann in diesen Fällen die bestehende Myotomie verlängert werden oder: es wird eine komplett neue Myotomie wenige Millimeter rechts von der bestehenden Myotomie durchgeführt

In diesen Fällen wird der Fundus (Magenkuppel) mit einem Klammernahtgerät zur Speisröhre hin geöffnet, wobei die Schließmuskelfunktion damit sehr stark geschwächt wird. Der Vorteil dieser OP-Technik liegt darin, dass dieser Eingriff technisch wenig anspruchsvoll ist, per Bauchspiegelung durchgeführt werden kann und damit relativ wenig Risiken für die OP/die direkte nachoperative Phase in sich birgt.

In diesen Fällen wird der untere Anteil der Speiseröhre und der obere Teil des Magens entfernt. Die fehlende Strecke wird durch eine ausgeschaltete und dazwischen gesetzte Dünndarmschlinge ersetzt. Der Vorteil dieser OP liegt darin, dass mit an Sicherheit Grenzender Wahrscheinlichkeit nachoperativ keine Reflux in die Speiseröhre entstehen kann.

Zugang in den Bauch

MIC (selten:Schnitt-OP)

MIC

Schnitt-OP

Reflux-Risiko

moderat

hoch

niedrig

Erfolg der PPI-Therapie

90%

90%

keine Therapie nötig

OP-Risiko

moderat

gering

Risiko für Wundheilungsstörung für Nahtstelle zwischen Speiseröhre und Dünndarmschlinge relativ hoch

Welche OP-Form in welcher Situation ?

Bei allen Re-Stenosen sollte eine Re-Myotomie als OP-Form der ersten Wahl angestrebt werden. Grund: Die bestehende Anatomie wird kaum verändert, so dass bei unerwünschten Nebeneffekten durch die OP noch weitere operative Optionen offen stehen.

Starke Vernarbungen der Speiseröhre+/-Magens auf Höhe des Zwerchfells können dazu führen, dass diese OP-Form notwendig wird.

Diese OP-Form kann in folgenden Situationen relevant werden: -starke Vernarbungen (siehe TSE), -Zustand nach bereits durchgeführter TSE mit Reflux, - Zustand nach Myotomie mit massivem, konservativ nicht beherrschbarem Reflux

Erfolgsrate für Dysphagie

80%

hohe Erfolgsrate wahrscheinlich**

hohe Erfolgsrate wahrscheinlich**





Legende: TSE - transgastrale Stapler-Ösophagofundostomie; Jejunum-Interponat - zwischengeschaltete Dünndarmschlinge; MIC - Bauchspiegelung/Laparoskopie; PPI - Protonenpumpenhemmer (Tabletten, die die Magensäureproduktion stilllegen) ; Dysphagie - Schluckstörung ; ** - beide OP-Verfahren gelten bei der Achalasie (noch) nicht als Routine-Verfahren. Die TSE wurde 2004 als Technik beschrieben und im eigenen Krankengut bislang an einem Patienten sehr erfolgreich (!) durchgeführt. Die Merendino-Operation wird seit vielen Jahren vorallem bei Patienten mit lokal beschränkten Karzinomen des Mageneingangs durchgeführt.

Grundsätzlich: Wiederholungseingriffe nach bestehenden Voroperationen sind bei Achalasie-Betroffenen ausgesprochen anspruchsvoll und bedürfen einer großen Erfahrung des Operateurs ! Die Wahl der anzuwendenden Technik ist für jeden Patienten individuell sehr verschieden. In vielen Fällen kann erst während der OP entschieden werden, welches Verfahren für den jeweils Betroffenen sinnvoll ist.

 

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Verfasser: Dr.H.G.Schulz, Chefarzt der Abt. für Allg.-/Visceralchirurgie, EvK Castrop-Rauxel