© Dr.H.G.Schulz |
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Die Gastro-Ösophageale
Refluxerkrankung (Synonym: Zwerchfellbruch / Hiatushernie) Symptome Das häufigste Symptom der
Refluxerkrankung ist das Sodbrennen, den dumpfen Schmerz
oder Druck hinter dem Brustbein, der meist mit der Art und Menge der
Nahrung zusammenhängt und häufig auch nachts im Schlaf auftritt. Nicht
selten werden diese Symptome als Herzleiden fehlgedeutet. In selten Fällen können auch eine chronische
Halsentzündung (sog. Laryngitis gastrica) Zahnfleischentzündungen
und Mittelohrentzündungen durch den gastroösophagealen
Reflux ausgelöst werden. Ursachen Die Ursache der Erkrankung ist in fast allen Fällen eine Schwäche des Mageneingangs-Schließmuskel (sog. unterer Ösophagussphinkters). Dieser Schließmuskel hat die Funktion eines Ventils am Mageneingang: Er läßt die Speisen bei der Nahrungsaufnahme in den Magen durchrutschen, umgekehrt verhindert er jedoch , daß Mageninhalt in die Speiseröhre
zurückfließt. Die Verschlußkraft dieses Schließmuskels kann im Laufe des Lebens nachlassen, wobei einer der Hauptfaktoren
die Verlagerung des Ventils in den Brustkorb zu sein scheint (= sog.
Zwerchfellbruch / Hiatushernie). Die Größe des Zwerchfellbruchs und
die Verschlußschwäche des Mageneinganges nimmt in der
Regel im Laufe des Lebens zu. Wie bei allen anderen Brüchen der
Bauchhöhle (z.B. Leistenbruch) kann auch ein Zwerchfellbruch
einklemmen, was häufig zu nicht entdeckten inneren Blutungen
führt und eine Ursache einer chronischen Anämie (Blutarmut)
sein kann. Größe des Bruches und Ausmaß der Mageneingangsschwäche und
damit der Refluxerkrankung sind allerdings nicht parallel: Es gibt sehr
große Brüche (mit Teilverlagerung des Magens in die Brusthöhle) die gar
keine Symptome verursachen und wiederum relativ kleine Brüche, die zu
einer massiven Refluxsymptomatik führen. Als weitere Ursachen für die
Refluxerkrankung kommen eine Pumpfunktionsstörung der Speiseröhre
(Motilitätsstörung) und damit gestörte Reinigungsfunktion, sowie eine Magenentleerungsstörung
in Betracht.
Thoraxmagen / Upside-Down-Stomach Röntgenkontrasmitteldarstellung eines
nahezu vollständig in den Bruskorb verlagerten Magens - sogenannter
Thoraxmagen (Thorax=Brustkorb) Quelle: Dr. Zimmermann (Gelsenkirchen) Folgen Die Verschlußschwäche des Mageneingangs
führt zu einem vermehrten Rückfluß von Mageninhalt in die Speiseröhre (
= Reflux), wobei ein geringer Rückfluß einschließlich Aufstoßen völlig
normal sind. Die Speiseröhre kann begrenzte Mengen des Refluats durch
Pumpbewegung wieder in den Magen zurücktransportieren. Neben der sauren Komponente des
Magensaftes (Salzsäure) spielt nicht selten auch der alkalische Reflux
aus dem Zwölffingerdarm mit Gallensäuren und Verdauungsfermenten der
Bauchspeicheldrüse eine Rolle. Dieses Gemisch aus Säure und alkalischem
Verdauungssaft ist besonders aggressiv und kann die Schleimhaut mehr
noch als die reine Säure schädigen. Die Folge der Schädigung ist eine sog. Refluxösophagitis (Schleimhautentzündung
der Speiseröhre), die wiederum Blutungen und entzündliche
Geschwüre (Ulkus/Erosion) nach sich ziehen können. Als
längerfristige Folgen einer chronischen Refluxösophagitis können narbige
Einengungen der Speiseröhre und eine irreversible Umwandlung
(Metaplasie) der Speiseröhrenschleimhaut in Magenschleimhaut (sog. Barrett-Schleimhaut)
entstehen. Die Barrett-Schleimhaut gilt als Krebs-Vorstufe, das heißt,
das Risiko einer bösartigen Entartung ist im Vgl. zur Normalbevölkerung
um ein vielfaches höher. Therapie Leichte oder sporadisch auftretende Beschwerden lassen sich in der
Regel durch eine Umstellung
der Lebensgewohnheiten gut in den Griff
bekommen - z.B durch Anpassung der Nahrungsqualität : Sollten diese Maßnahmen zu keinem Erfolg
führen, können säurebindende
oder säureproduktions-reduzierende Medikamente eine Linderung der Beschwerden bis hin zur
vollständigen Beschwerdefreiheit führen. Diese Medikamente sollten dann
aber konsequent je nach Schwere der Erkrankung einen bis drei Monate
eingenommen werden. Treten die Beschwerden nach Absetzten der
Medikamente in kurzer Zeit wieder auf, kann man von einem chronischen
Krankheitsgeschehen (Chronische Gastroösophageale Refluxerkrankung)
ausgehen. In einem solchen Fall stehen dann zwei Therapieansätze zur Verfügung: a) Dauermedikation mit "Säureblockern" (sog. Protonenpumpeninhibitoren),
eventuell in Kombination mit der Einnahme von Medikamenten, die die
Pumpfunktion der Speiseröhre verbessern (sog. Prokinetika). Diese Art der Therapie kann aber
lediglich die Säurekomponente des
Refluxes ausschalten, den Reflux selbst können die Medikamente nicht
verhindern. Dies ist eine der Ursachen, warum mit den Medikamenten zum
Teil keine Beschwerdefreiheit erzielt werden kann. b) Als weitere Therapiealternative steht
die operative
Rekonstruktion des Ventils zur Verfügung: Das offene Operationsverfahren
(Bauchschnitt) kennt man seit Mitte der 50iger Jahre (NISSEN 1952).
Seither hat man individuell für jeden Patienten angepaßten Operationen,
besonders im Hinblick auf die unterschiedlichen Manschettentechniken (360 Grad Manschette, Halbmanschette) entwickelt. 1991
wurde die laparoskopische
Technik der Antirefluxoperation (ohne
Bauchschnitt durch Endoskope, "Schlüssellochchirurgie") von der
Arbeitsgruppe Dallemagne in Belgien eingeführt, die sich seither an
vielen Zentren, besonders in den USA durchgesetzt hat. Sie ist heute
die Methode der Wahl. Für den laparoskopisch versierten
Operateur liegt der Vorteil in der durch die Videoendoskopie
gewährleisteten exzellenten Übersicht über das Operationsgebiet und die
in dieser Technik schonenderen Operationsinstrumente. Die
laparoskopische Technik wurde dahingehend weiterentwickelt, daß
einerseits der Verschluß der Zwerchfellücke und die Fixierung des
Mageneingangs verbessert wurde und andererseits eine schonendere
Ventiltechnik gewählt wurde. Damit ist das immer noch vorhandene
Rezidivrisiko auf unter 5% gesunken und operationsbedingte
Nebenwirkungen, insbesondere dauerhafte Schluckstörungen, nicht mehr
aufgetreten. Auch in der Bauchhöhle und am Magen bereits voroperierte
Patienten können bei uns mit dieser schonenden Technik nachoperiert
werden. Neues
Verfahren: Flexible
Magnetringverstärkung des Mageneingangsschließmuskels
Weitere
Symptome können Schluckstörungen, morgendliche
Heiserkeit und chronisch vermehrtes Aufstoßen.
Weniger bekannt ist, daß die Refluxkrankheit zur chronischem
Husten, Bronchitis, Lungenentzündung und Asthma
führen kann.
Ein vermehrten
Rückfluß durch eine Ventilschwäche kann aber durch diesen
Selbstreinigungsmechanismus nicht kompensiert werden, so daß es zu
einer verlängerten Kontaktzeit zwischen Refluat und
Speiseröhrenschleimhaut kommt. Im Gegensatz zur Magenschleimhaut fehlen
der Speiseröhrenschleimhaut Schutzmechanismen gegen den aggressiven
Magensaft mit der Folge der Schädigung der Schleimhaut.
Ziel der Operation ist zum einen die Beseitigung des Zwerchfellbruches
mit Verkleinerung der Durchtrittspforte der Speiseröhre durch das
Zwerchfell und die Rückverlagerung des häufig in den Brustkorb
verlagerten Ventils zwischen Magen und Speiseröhre in die Bauchhöhle.
Da diese beiden Maßnahmen aber in der Regel nicht ausreichen, muß zum
anderen der Ventilmechanismus zusätzlich verstärkt werden. Hierfür
verwendet der Operateur den oberen Anteil des Magens - die Magenkuppel
- um aus ihr eine Manschette um den unteren Speiseröhrenanteil zu legen
und das Ventil somit effektiv zu verstärken. Wenn dies gelingt ist der
Reflux und die damit verbundenen Beschwerden sofort beseitigt. Der
Eingriff selbst ist zwar risikoarm, da Magen und Speiseröhre nicht
eröffnet werden, er ist jedoch technisch anspruchsvoll und muß an die
jeweilige Anatomie und die Funktion jedes einzelnen Patienten angepaßt
werden ("Tailored procedure").
Für den Patient ist bei dieser Operationsform der Unterschied gegenüber
der offenen Technik besonders eklatant. Das Verfahren ist schmerzarm,
keine störende Magensonde, keine Wunddrainage nach der Operation,
Nahrungsaufnahme schon am Abend des Operationstages. Klinikentlassung
nach 5-6 Tagen postoperativ.
Eine Kombination dieses Verfahrens mit einer laparoskopischen
Gallensteinoperation und/oder einer Säurenervdurchtrennung des Magens
(SPV) bei einem chronischen Geschwürsleiden ist problemlos möglich.
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